Winch-Ratgeber: Wie nutze ich ein Anschlagmittel richtig?

2020-03-05 12:36:00 / / Kommentare 0

Als Anschlagmittel bezeichnet man Verbindungsteile, die Tragmittel und Last bzw. Tragmittel und Lastaufnahmemittel verbinden. Die als Gehänge bezeichneten Anschlagmittel gehören nicht zum Hebezeug und können sowohl lösbare Verbindungsteile wie Wirbel, Lasthaken oder Schäkel sein, als auch Hebebänder, Rundschlingen oder Anschlagketten. Für einen sicheren Transport des Tragmittels ist eine Kenntnis der Anschlagmittel, der Sicherheitsvorschriften und der Dimensionierungen notwendig. Ohne ein hohes Maß an Fachkenntnis des Kranbedieners oder Anschlägers ist der sichere Transport von Lasten mit Anschlagmitteln schwer zu gewährleisten.

Diese Anschlagmittel werden am häufigsten eingesetzt 

Hebebänder, Rundschlingen, Seile und Anschlagketten sind Anschlagmittel, die in der Praxis regelmäßig eingesetzt werden. Vor allem Drahtseile sind wesentliche Hilfsmittel, Seile aus Natur- oder Chemiefasern werden eher selten verwendet. Das älteste Tragmittel ist das klassische Faserseil, das heute geringfügig für den Lastentransport genutzt wird. In unterschiedlichen Güteklassen nutzen Anschläger zudem Ketten mit unterschiedlicher Tragfähigkeit. Sogenannte Hebebänder sind aus Chemiefasern gefertigt und werden, ähnlich den Rundschlingen, für den Transport für Lasten mit empfindlicher Oberfläche genutzt.

    Hebebänder  und Rundschlingen sind aus Polyester gefertigt, in verschiedenen Längen und mit verstärkten Ösen für den Transport glatter Oberflächen geeignet. 

     Anschlagketten heben Lasten mit robuster Oberfläche. Diverse Stärken, Längen und Traglasten garantieren optimales Dimensionieren.

    Lösbare Verbindungsteile wie Schäkel für Ketten oder Lasthaken mit Betonanker gehören zu einem sicheren Transportverlauf.  Schnappverriegelung, Anschlagpunkte  und Sonderzubehör komplettieren einen gesicherten Transportverlauf. 

Welches Anschlagmittel nutze ich für welchen Einsatzbereich?

Je nach Oberflächenbeschaffenheit, Material und Gewicht der Last werden unterschiedliche Anschlagmittel eingesetzt. Ketten, Hebebänder und Seile verbinden die Last direkt mit dem Tragemittel des Hebezeugs. Hakenseile befestigen die Öse der Last mit einem Kranhaken, aber auch Hakenketten werden als Verbindung zwischen Hebezeug und Lastösen genutzt.

    Glatte/ölige Oberfläche (Wellen, Walzen oder lackierte Oberflächen): Rundschlingen und Hebebänder eignen sich für Lasten mit empfindlicher oder rutschiger Oberfläche, Seile sind ebenfalls im Einsatz oder eine Kombination aus Seil und Kette. 

    Sehr empfindliche Oberfläche: Anschlagmittel aus Natur- oder Chemiefaserteilen werden für leichte und druckempfindliche Oberflächen häufig eingesetzt.

    Heiße/nicht rutschige Tragmittel, Material mit scharfkantigem Profil: Als Ladungssicherung sind hier Ketten sinnvoll.

    Profilstahl: Eine Kombination aus Kette und Seil ist hier möglich. 

Die richtige Dimensionierung der Lastaufnahmemittel 

Für die Dimensionierung der Anschlagmittel gelten aufgrund der besonderen Gefährdung beim Betrieb und den auftretenden Belastungen die Vorschriften der Bundesgenossenschaft. Seile oder Bänder dürfen nach §9 der DGUV mit einem Zwölftel der rechnerischen Bruchkraft beansprucht werden, sonstige Anschlagmittel mit dem 0,5-fachen Wert der Tragfähigkeit (WLL), die vom Hersteller angegeben wurde. Gerade beim Einsatz von Hebezeug oder Gitterträgern mit Natur- oder Chemiefasern wie bei empfindlichen Oberflächen des Tragmittels ist zusätzlich ein Stahlseil als Sicherung zu verwenden.

Neben der Anschlagart ist die Tragfähigkeit der Anschlagmittel vom Neigungswinkel abhängig. Auch Zubehörteile wie Schäkel sowie schraub- und schweißbare Anschlagpunkte liegen im Kraftfluss und sind deshalb vom Anschläger oder Kranbediener ausreichend zu dimensionieren. Neben der Ermittlung der Tragfähigkeit der Anschlagmittel ist zudem das Erkennen der Ablegereife von großer sicherheitstechnischer Bedeutung. 

Sichtprüfung der Anschlagmittel

Die arbeitstägliche Sichtprüfung der Anschlagmittel ist vor jeder Benutzung Pflicht. Eine befähigte Person überprüft die Anschlagmittel vor der Verwendung– abhängig von der Gefährdungsbeurteilung – in festgelegten regelmäßigen Intervallen, üblicherweise täglich. Eine Sichtprüfung bezieht sich zudem auf die sichere Aufbewahrung von Anschlag- und Lastaufnahmemitteln, das Überprüfen des Verschleißes und der Ablegereife der Anschlagmittel. Ein umfassendes Wissen um physikalische und chemische Einflüsse, die sichere Lagerung und die Nutzungsdauer sowie das Erkennen von Gefahrenquellen wird vom Anschläger oder Kranführer ebenfalls vorausgesetzt. Als Unternehmen sind Sie in der Pflicht staatliche und berufsgenossenschaftliche Sicherheitsvorgaben zu kennen und eine befähigte Person für die Prüfung der Anschlagmittel zu bestellen.